mt14-1 | 04. - 06.07.2014

 

Der Ferienbeginn der Steiermark wurde von zehn Seglern genutzt, um im Zuge einer kurzen Langfahrt (50 Stunden) eine Prüfungsvoraussetzung für den FB3 zu erfüllen, die ersten Seemeilen auf Segeljachten zu machen, nach langer Zeit wieder mal ein Wochenende am Boot zu verbringen und die ersten Erfahrungen mit der Astronavigation zu sammeln. Bei strahlendem Sonnenschein konnte die Aqua am frühen Nachmittag des Freitag aus der Marina Punta Faro auslaufen und bei schwachem Südwestwind wurden bei der Ansteuerungsspiere von Lignano die Segel gesetzt. Die ersten Stunden des Törns wurden genutzt, um über Wacheinteilungen, Backschaft, Koppelnavigation, Sicherheitsrollen, regelmäßige Kontrollen und vieles mehr zu diskutieren - kurz: über Themen, die vor allem während einer Langfahrt von großer Relevanz sind. Bei Beginn der Dämmerung schlief der Seewind ein und nach der ersten größeren Mahlzeit und dem frühen Start in den Tag konnte quasi direkt in den Wachplan eingestiegen werden und die erste Nachtwache wurde wie geplant, aber unüblicherweise, nur von dem wachhabenden Teil der Crew bestritten.

Beinahe pünktlich zum Wachwechsel begann der Landwind zu wehen und die Aqua konnte einen großen Teil der Nacht mit östlichen Winden inmitten der Adria FB3-Stunden sammeln. Bis in den Morgenstunden wieder der Motor für den Vortrieb mit sinnvoller Geschwindigkeit genutzt werden musste. Die Vormittagswache nutzte das herrliche Wetter um die ersten und zweiten Schritte in der Astronavigation zu tun. Die Sonne wurde mehrmals an die Kimm geholt, der Zeitpunkt des Bordmittag wurde vorausberechnet und die Crew hatte die Möglichkeit das nautisch-astronomische Grunddreieck zu verinnerlichen. Mit zwei Sextanten und zwei Almanachen wurden die Messungen dann mithilfe der Sight Reduction Tables und auch durch Berechnen des Seitencosinussatzes ausgewertet und die Sonnenstandlinien in die Karte eingezeichnet. Die bisher ausschließlich angewendete Koppelnavigation konnte so mithilfe der Gestirne bewertet werden - wie es sich gehört! Die Möglichkeit auf einen astronomisch gefundenen wahren Ort ließ dann nich allzu lange warten. Fast auf die (berechnete) Minute genau konnte die Sonne zu ihrem Kulminationszeitpunkt geschossen werden, eine zweite Standlinie war vorhanden, diese wurde versegelt und schon wurde klar welche Bohrinsel im Bohrinselwald Steuerbord voraus zu sehen war. Nach getaner Vormittagsastronavigation konnte guten Gewissens gegessen werden und der Nachmittagswache wurde eine sichere Position für die weitere Fahrt übergeben. Der südlichste Punkt der Fahrt war auch erreicht und so machte sich die Aqua auf den Rückweg nach Norden.

Navigation erfordert aber ständige Mitarbeit und so übte sich auch die Nachmittagswache, wie schon zuvor die Vormittagswache, im Messen, Berechnen und vor allem verstehen der Methoden der Astronavigation. Bis in die Abendstunden wurde gerechnet, gezeichnet überlegt und - mit kurzen Delfin-, Schildkröten- und Dinghiwrackpausen - die volle Konzentration der Bewegung der Gestirne an unserem Firmament gewidmet. Zum wahren Sonnenuntergang war es für diesen Tag genug der Navigation, dafür kam ein schwacher, aber stetiger Südwind auf. Der Spinnaker wurde gesetzt - ein perfekter Ausgleich für die tagsüber angestrengten grauen Zellen. Bis in die Morgenstunden konnte mit dem Spinnaker weg nach Norden gemacht werden und bei Sonnenaufgang fand sich die Aqua vor Caorle wieder. Mit der Genua ging es weiter bis der Wind am Vormittag wieder einschlief und die Maschine gestartet wurde, um weiter Weg Richtung Osten gut zu machen - die Sextanten wurden natürlich wieder aus ihren Kisten geholt und das am Vortag gelernte wiederholt und erfolgreich angemeldet. Am frühen Nachmittag konnte erneut der Seewind genutzt werden, um auch nochmal den Spinnaker zu setzen - zwischen den hunderten Booten im Golf von Triest, die den herrlichen Tag für einen Ausflug nutzten, der einzige! Mit Spinnaker konnte dann bis vor die Einfahrt der Marina Punta Faro gesegelt werden, wo er dann geborgen und die letzten paar Kabellängen in der Marina doch wieder unter Maschine zurückgelegt wurden. Nach 50 Stunden und drei Minuten legte die Aqua wieder am gewohnten Platz an - Punktlandung! Nach kurzer, aber intensiver Langfahrt musste sich die Crew dann auch schon wieder auf den Weg nach Österreich machen, die Tage verflogen, schon jetzt wirkt das Wochenende nur mehr wie ein schöner Traum.

Vielen Dank an alle Mitfahrer für die Wissbegierigkeit, die Seemannschaft und die interessanten Tage und nicht vergessen: cos d = cos p x cos b + sin p x sin b x cos ??